Nirgends in Friede. Antigone

von Darja Stocker

Ort ist der Palast von Theben mit seinen hohen Mauern und dem blühenden Innenhof. Während vor den Toren ein Aufstand niedergeschlagen wird, in dem die beiden Söhne des Ödipus gegeneinander stehen, herrscht im Inneren die bleierne Stille des Wohlstands. In diese Depression bricht Antigone ein. An ihrer Seite zwei Frauen aus randständigen Teilen Thebens. Ihre «Schwestern». Alle drei behaupten, Antigone zu sein. Mit ihrer Zeugenschaft der unerträglichen Verhältnisse diesseits und jenseits der Festungsmauern wollen sie Kreon davon überzeugen, die Operation Eteokles zu stoppen. Ganz generöser Staatsmann spendiert er zwar einen riesigen Hilfskonvoi, setzt jedoch seine imperiale Politik unverändert fort. Als die beiden Brüder einander töten, lässt Kreon Eteokles feierlich bestatten, während er die Beerdigung von Polineikes verbietet. Doch das Antigone-Prinzip hat inzwischen auch Ismene und Haimon durchdrungen. Gemeinsam macht sich die Generation der Jungen auf die Suche nach dem toten Polineikes. Darja Stocker hat den Antigone-Stoff mit den politischen Umbrüchen und Krisen zwischen Widerstand, Solidarität und Abschottung der letzten fünf Jahre im arabischen Raum und in Europa zusammen geführt. Sie stellt Fragen nach der Konstruktion von Feindbildern als Grundkonstante politischen Handelns, nach dem Teil der Menschheit, dessen Leben nichts wert ist. Dagegen entwirft sie das Bild einer Generation, die der Glaube an eine globale Solidarität, einen universellen Humanismus in die Revolte drängt. (Henschel Schauspiel Verlag)

Historie des Stücks

  • Zürcher Hochschule der Künste Thalia Theater Theater Winkelwiese Regie: Julia Skof 2020
  • Dschungel Wien Regie: Corinne Eckenstein 2017
  • Theater Basel Uraufführung Regie: Felicitas Brucker 2015