Da ist der Mann, der sein Gedächtnis verliert und sein altes Ich durch die Augen anderer rekonstruieren muss. Die Frau, die sich gerne auf erotische Spielereien in der Öffentlichkeit einlässt. Ein Gewalttätiger, von dem nur die Turnschuhe in Erinnerung bleiben, ein Polizist, der sich über einen Voyeur in der Nachbarschaft aufregt. Und eine Obdachlose, die niemand mehr wahrnimmt.
«Wir werden dich anstarren, du wirst uns nicht aus deinem Hirn rausbekommen, wir werden uns einbrennen in deine Retina.» Geschichten über Unsichtbare und Auffallende, Voyeure und Exhibitionisten, inspiriert von einer Gegenwart, in der Menschen ihr Leben obsessiv auf Homevideos und Websites sichtbar machen und in der Millionen von Sicherheitskameras jede Bewegung im öffentlichen Raum registrieren. gibt sie antwort atmet er schafft einen Erzählraum: Was Menschen voneinander behaupten oder aneinander zu beobachten meinen, konstituiert diese Menschen als Erzäler:innen und Erzählte, deren Existenz sich in Sichtbarkeit für die jeweils «anderen» zu erschöpfen droht.
Lebenswege und Alltagsgeschichten kreuzen sich und mit exhibitionistischer Verve enthüllen die Figuren, was sie von sich zeigen wollen und zwingen wiederum ihre voyeuristische Macht den anderen auf, um die Autorität ihres Blickes zu festigen. So fügen sich die Episoden zu einem überraschenden und kühl schillernden – weil aus der Beobachtung geborenen – Gesamtbild. Dabei bewahren die Figuren immer einen Rest ihrer Rätselhaftigkeit und bleiben, trotz aufmerksamer Beobachtung, etwas undurchschaubar – nicht zuletzt für sich selbst. (Neue Pegasus Medienverlag)