Wonderland Ave.

von Sibylle Berg

Die Maschinen haben die Macht übernommen. Roboter, künstliche Intelligenz, virtuelle Realitäten – was das Leben des Menschen ursprünglich erleichtern sollte, betreibt nun seine Abschaffung. In der Wellness-Anlage «Wonderland Avenue» wird das aus Fabriken, Büros oder Geschäften ausgesonderte «Humankapital» sanft von automatisierten Stimmen an sein nahes Ende herangeführt. Noch müssen zwar die Leiber Sport treiben, um weiter den gewohnten Wettbewerb zu simulieren, noch darf sich das Gehirn erinnern an alte Konkurrenzkämpfe, Selbstoptimierungspläne, gescheiterte Paarungsprojekte oder sinnlose Freizeitprogramme. Doch zunehmend nagt an den Insassen die Frage, was vom Menschen bleibt, beraubt man ihn seiner bedingungslosen Produktivität und wirft ihn zurück auf die nackte Existenz. Findet er einen Ausweg aus seinem selbst gewählten Elend, und ist er zum blossen Sein überhaupt fähig? Leider nein, lautet die Antwort in Sibylle Bergs Stück, einem heiter-melancholischen Abgesang auf die Arbeitswelt, wie wir sie kennen. So sehr man sich auch dagegen sträubt, und so unschön die Erkenntnis ist: Der Erdball wird sich auch ohne unsere Spezies weiterdrehen und vielleicht sogar erleichtert aufatmen, während die Geräte fröhlich blinken. (Rowohlt Theater Verlag)

Übersetzt auf Brasilianisch, Portugiesisch und Serbisch

Historie des Stücks

  • Transit, GI Porto Alegre Brasilianische Erstaufführung Übersetzung: ​Luciana Dabdab Waquil 2020
  • Schauspiel Köln Uraufführung Regie Ersan Mondtag 2018