Wo wir sind

von Lorenz Langenegger

Ein Stadtpark in der Nacht. Sechs Einwohner der Stadt halten sich aus unterschiedlichen Gründen darin auf. Markus, der zu viel und bis spät abends arbeitet, trifft sich einmal in der Woche mit Amir am Teich. Amir hat zu viel Zeit. Er darf nicht arbeiten, aber seine Familie in der Heimat braucht dringend Geld, um einen Anwalt zu bezahlen, der seine inhaftierte Schwester ausfindig macht. Im letzten Sommer hat er Lena kennengelernt, die mit ihren Freundinnen Urlaub am Mittelmeer genoss.

Lena überredet ihren Freund Bastian, das Zelt und die Schlafsäcke einzupacken, um sich dem Protest im Park anzuschließen. Bastian ist Rettungssanitäter und versteht nicht, was mit seiner Freundin passiert, und weshalb sie ständig von Amir angerufen wird, obwohl sie behauptet, ihn kaum zu kennen.

Bastian läuft weg und trifft auf Sabine, die Markus sucht, weil ihr gemeinsamer Sohn mit einer Infektion auf der Quarantänestation des örtlichen Krankenhauses liegt. Sabine fürchtet ihren Mann zu verlieren. Seit der Geburt des Kindes macht sich Markus Sorgen, die außer Kontrolle geraten. Seine beruflichen Analysen dringen ins Private ein. Er will für seinen Sohn einen sicheren Hafen bauen, ein Netz, das ihn auffängt, wenn alle Stricke reißen.

Anna kann es schon einmal passieren, dass ihr die Tageszeiten durcheinander geraten, und sie nachts spazieren geht. Nach dem Tod ihres Mannes, der fürs Außenministerium unterwegs war, wohnt sie alleine in der Wohnung mit Aussicht auf den Park, bis sie auf der Straße hinfällt und ihr Amir, der für die kalte Jahreszeit ein Dach über dem Kopf braucht, auf die Beine hilft.

Hat sich Lena entschieden? Wer hat Markus niedergeschlagen? Warum hat Amir schon wieder eine neue Telefonnummer? Hat sich Sabine bei ihrem Sohn angesteckt? Die Figuren verfangen sich in einem fein gestrickten Netz aus Dialogen. Eine Tür stößt die nächste auf. Räume öffnen sich - und Abgründe. Gewissheiten gibt es keine. All diese Begegnungen laden zu unterschiedlichen Deutungen ein.

Historie des Stücks