Vorstellung­en und Instinkte

von Reto Finger

Es gab einen Moment in ihrem Leben, da waren sie füreinander geschaffen. Sie waren sich sehr nahe, verstanden sich gut, und es gab Grund zur Annahme, dass sie einen Partner für’s Leben gefunden hatten: Anna und Hans. Sie heirateten und krönten ihr Zusammensein mit einem Kind. Einzigartig. Doch mit dem zweiten Kind kommt die Unzufriedenheit: Hans hat die Vision von einer neuen Gesellschaftsform, weg von der Kleinfamilie. Seine konkrete Suche nach einem Ort und Gleichgesinnten, führt zu einer schweren Beziehungskrise. Anna fühlt sich und die Kinder verraten. Das suggerierte neue Glück widerspricht ihrem Lebensentwurf: Statt Monogamie Polygamie, statt Kleinbürgertum Autonomie und Freiheit in der Kommune. Die Ehe scheitert zwangsläufig. Es beginnt die lange Geschichte einer Trennung.

Hans und Anna setzen sich ein Leben lang mit dem Großen und dem vermeintlich Kleinen, den Hoffnungen und den Enttäuschungen, den Vorstellungen und den Instinkten auseinander. Und darüber hinaus geht es um die Suche nach einer besseren Gesellschaftsform, um die Unfähigkeit, einen anderen Menschen zu verstehen, um Erfahrungen und Fehler und die schmerzhafte Erkenntnis, dass ein Leben nicht immer reicht, um alles zu verzeihen. (Fischer Theater Verlag)

Historie des Stücks

  • Schauspielhaus Zürich Uraufführung Regie: Sandra Strunz 2009