Proben zu Peter Weiss / The Trotsky Rehearsal

von Achim Lengerer

Proben zu Peter Weiss basiert auf Achim Lengerers Recherchen zu Ästhetiken des politischen Sprechens im Zusammenhang mit dem Theaterstück Trotzki im Exil (1970) des Schwedisch/Deutschen Autors Peter Weiss (*1916; †1982). Das selten gespielte und heute fast vergesse Trotzki im Exil führte schon während der Proben und vor der eigentlichen Uraufführung im Januar 1970 zu literarisch/politischen Auseinandersetzung in beiden Teilen Deutschlands. Der in der DDR bis dahin zum Theaterrepertoire zählende Weiss wird aufgrund des Stücks zur Persona non grata erklärt. Im Westen wird er von der Presse belächelt, man wirft ihm bourgeoisen Schreibtischmarxismus vor.
Die Düsseldorfer Generalprobe wird von einer Gruppe linker Studenten (der Künstler_innengruppe LIDL) gestürmt, die Probe muss abgebrochen werden. Als Reaktion auf die Auseinandersetzungen beginnt Weiss mit der Arbeit an dem 3-bändigen Roman Ästhetik des Widerstands.
Als Ausgangspunkte für die Leseprobe dienen - neben Trotzki im Exil - Schrift- und Tonaufzeichnungen wie Briefwechsel, Presseartikel, Tagebucheintragungen und Überwachungsberichten aus verschiedenen archivarischen Quellen. Die Teilnehmer_innen wählen Text- und Archivfragmente aus. Im Zentrum steht das gemeinsame performative Erarbeiten und die Diskussion der Texte vor dem gesellschaftlichen sowie persönlichen Hintergrund der Jetztzeit. Das Format der Leseprobe verweist dabei auf die Praxis der Arbeits- und Lesegruppen, die sich Ende der 60er Jahre in studentischen Milieus formierten sowie Lesegruppen zu Weiss‘ Ästhetik des Widerstands in den 1980er Jahren.

Historie des Stücks

  • Theater Winkelwiese Mit Achim Lengerer und Teilnehmer:innen 2015