Nordwärts

von Lorenz Langenegger

Der Nordpol war der Gipfel aller Wünsche, anderes ordnete [die Mutter] dem zu und unter. Sie ging Umwege, machte Kompromisse, um ihren Lebenstraum zu verwirklichen. Dennoch kam alles anders. Sie verliebte sich unterwegs in den norwegischen Wäldern, wurde schwanger und sollte sich nun entscheiden zwischen dem Norden und der Familie. Der Nordpol blieb ein Traum. Ihre Tagebuchaufzeichnungen halten nur den Weg dorthin fest. Vor ihren Zwillingssöhnen jedoch machte sie aus dem Traum Realität, erinnerte und erzählte von nie erlebten Abenteuern und konnte so sogar die Nichtexistenz des Vaters der Kinder in der Familie mit einem besonderen Glanz versehen ...

Wenn die Brüder am Ende sehr verschiedene Reiseziele haben, ist das das Ergebnis auch ihrer Emanzipation: ... Robert befreit sich von den Vaterbildern, die die Mutter prägte und sucht selbst nach familiären Zusammenhängen. Thomas behauptet sich mit seinen Fragen nach den Sehnsüchten und Enttäuschungen der Mutter und findet daher ein anderes Ziel: den Nordpol, das Reiseziel der Mutter. (Theaters an der Sihl)

Historie des Stücks

  • Theater an der Sihl, Zürich Regie: Brigitte Soraperra 2005