Die sexuellen Neurosen unserer Eltern

von Lukas Bärfuss

Wie gerne blieben wir zeitlebens ein Kindchen! Wir wünschten, die Lust zöge an uns vorüber, wir blieben lieber von ihr unberührt. Gerne schliefen wir in Unschuld und träumten in Anstand! Aber eines Tages kommt ein dunkles Erwachen und bringt seltsame Geschichten.

Wie jene von Dora, die nicht ganz richtig ist im Kopf, ein bisschen langsam, doch von ihren Eltern geliebt wird über alle Maßen. Sie ist ja das einzige Kind, wenn auch groß geworden in den letzten Jahren. Von außen sieht man Dora überhaupt nichts an, man kann sie also mitnehmen und zeigen ohne Scham. Nicht das Saubere mögen wir schließlich, das wäre eine Unterstellung, bloß das Geputzte hat unsere Liebe.

Ja, Dora ist reinlich und hübsch, aber noch keiner hat je behauptet, sie sei auch gutaussehend. Erst dieser fremde Herr, der Dora am Bahnhof anspricht und dazu überredet, mit ihr aufs Hotelzimmer zu gehen. Dora geht. Spät erst in dieser Nacht irrt sie nach Hause. Mutter schimpft nicht, sie nimmt ihre zerzauste schmutzige Tochter in die Arme und beschwört sie, nie wieder mit einem fremden Mann irgendwohin zu gehen. Du bist so gänzlich schutzlos, sagt die Mutter, erwache nicht, träume weiter. Sie nimmt der Tochter ein Versprechen ab. Aber Dora, nun erwacht, geht wieder hin. (Hartmann & Stauffacher)

In 12 Sprachen übersetzt.

Historie des Stücks

  • Junges Deutsches Schauspielhaus, Hamburg 2019
  • Jaracza Theater Lodz PL 2018
  • Dora Film Regie: Stina Werenfels 2015
  • Theatre Vertigo, Portland OR (USA) 2015
  • Madrid Compañía La Radical y Miseria y Hambre 2014
  • LTK Production (F) 2014
  • Teatro Alianza Francesa, Lima (PE) 2014
  • Theater Aachen 2014
  • Theater Basel Uraufführung Regie: Barbara Frey 2003