"Wir führen einen Prozess um Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit gegen Lug und Verleumdung" - Georges Brunschvig
Anfang der Dreissigerjahre sind sie überall zu bekommen: "Die Protokolle der Weisen von Zion". Als die antisemitische Hetzschrift nach einer Kundgebung der Schweizer Nationalsozialisten 1933 im Casino Bern ohne Skrupel verkauft wird, entscheiden sich der Israelitische Gemeindebund und die Israelitische Kultusgemeinde Bern vor Gericht zu ziehen. Ziel: "Die Protokolle der Weisen von Zion" sollen endlich als das entlarvt und rechtssicher bezeichnet werden dürfen, was sie sind: ein übles Machwerk, ein Plagiat und eine Fälschung. Doch wer soll den Prozess anführen? Die Wahl fällt auf einen jungen Anwalt, der gerade sein Jurastudium in Bern abgeschlossen hat: Georges Brunschvig. Seine Verlobte, die 18-jährige Odette Wyler, verfolgt jeden Verhandlungstag des zwei Jahre dauernden Prozesses im Berner Amtshaus als Zuschauerin. Die internationale Presse berichtet detailliert, der Andrang ist enorm. Der renommierte Schriftsteller und Journalist Carl Albert Loosli wird vom Richter als Experte benannt. Dem Antisemitismus soll mittels eines richterlichen Urteils ein vernichtender Schlag versetzt werden.
Gornaya gelingt es in ihrem Theaterstück, die detailliert recherchierten Fakten voller Spannung lebendig werden zu lassen und dabei den Bogen ins Heute zu spannen: eine Zeit, in der hanebüchene Verschwörungstheorien zum Leidwesen der auf Vernunft und Konsens angewiesenen Demokratie gesellschaftliche wie politische Urstände feiern.