TELL

von Daniela Janjic

Entfacht durch das Aufbegehren der Innerschweizer gegen den Reichsvogt Gessler und durch das Einschreiten von Wilhelm Tell, befreien sich die Eidgenossen von der Willkür der Habsburger.

Wie jedem Gründungsmythos ist auch die Tell-Legende mit unterschiedlichen historischen und gesellschaftlichen Bedeutungen aufgeladen: Freiheitskampf, Staatsgründung, Lob der Gemeinschaft, genauso aber auch mit der Abschottung von der Aussenwelt. Sowohl die «hellen» wie die «dunklen» Seiten der Tell-Saga prägen die Schweizer Identitätsfindung bis heute. Auf der einen Seite steht der demokratische Staat, der auf Freiheit und Gleichheit fusst und sich über Vernunft und Solidarität definiert. Auf der anderen Seite steht die Instrumentalisierung genau dieser Werte, um Rückzug und Ausgrenzung zu rechtfertigen. Steht uns mit Wilhelm Tell ein Attentäter oder ein Freiheitskämpfer gegenüber? Begriffe wie Freiheit und Sicherheit lassen Spielraum für verschiedene Auslegungen. Was bedeutet uns Tell heute? Was passiert mit dem grösseren Zusammenhalt in einem bröckelnden Europa? Wer sind heute die Tyrannen, und wer die Unterdrückten? Wer darf «Obergrenzen» bestimmen? Und gibt es eine berechtigte Form der Gewalt ausserhalb der Gesetze?

Historie des Stücks