Irgendwann ist er da: der Moment, in dem der letzte Vorhang fällt.
Bis dahin war das Leben vom Lampenfieber, von den Aufführungsterminen
auf den großen und kleinen Bühnen, von der künstlerischen
Meisterleistung geprägt. Ob als Sängerin, Tischler oder Leiterin des
Künstlerischen Betriebsbüros, der ganze Tagesablauf war von Proben und
Aufführungen bestimmt, von den Vorbereitungen auf und hinter der Bühne.
Und nun? «Ein Leben nach der Kunst gibt es nicht», sagt die eine, «Auf
einmal wird man nicht mehr gebraucht» und «Da muss man sich erst mal
dran gewöhnen, dass man keinen Druck mehr hat», die anderen.
Die
Rente stellt in jeder Biografie eine Zäsur dar. Für manche bedeutet sie
gewonnene Freiheit, für einige beängstigende Leere, doch auf jeden Fall
krempelt sie den kompletten Alltag um. Was uns allen bevorsteht, wenn
wir alt werden, stellt sich bei Bühnenkünstler:innen und
Mitarbeiter:innen eines bedeutenden Opernhauses wie der Semperoper als
Frage besonders prägnant: Wer ist man eigentlich, wenn man nicht mehr zu
einer so durchaus identitätsstiftenden Institution gehört?
Ehemalige
Mitarbeiter:innen der Semperoper treffen an diesem Abend noch einmal
aufeinander und erzählen von ihrer Arbeit auf und hinter der Bühne – als
eine heitermelancholische Arie auf vergangenen Ruhm – sowie von ihrer
persönlichen Neuerfindung, nachdem die Scheinwerfer erloschen sind. Ihre
Berichte sind aufs Engste verknüpft mit den politischen Turbulenzen der
letzten Jahrzehnte und spiegeln deutsche und ganz konkret Dresdner
Zeitgeschichte.