Held sein, Sieger sein, Krieger sein - das wollen sie alle und sind doch alles andere als das, nämlich Edelreservisten, Auswechselspieler, zum Zuschauen verdammte Möchtegerns. «Kick & rush», das zweite Dialektstück des 25-jährigen Beyeler, hat Martin Frank, Theaterpädagoge am Theater Basel mit Körperarbeiten, Mitgliedern des Spielklubs seines Hauses, besetzt; die Jugend erkennt sich wieder, in ihrer Diktion, in ihrer (Selbst-) Darstellung oder Star-Attitüde. Unterm Brennglas ist die Ersatzbank eines Fussballplatzes, wo sich drei Freunde Wochenende für Wochenende treffen; zwei Dauer-Reservisten und ein Möchtegern-Trainer, an die Bank geschweisst im Wunsch, mitzuspielen, auf dem Rasen, im Leben, in der Liebe und überhaupt. Was muss ich tun, um Beachtung zu finden, und weshalb will ich das so sehr? Welches ist meine Position in einer Gruppe von Gleichgesinnten? Welches ist sie, wenn ich meine Gesinnung ändere? Beyeler lässt seine Antihelden einen dicken Fragenkatalog über Individualität und Gruppendruck anblättern; doch er tut es so spielerisch, dass man von Jugend nichts (mehr) zu verstehen braucht, um zu verstehen.
(M.D. in NZZ, 18.10.2001)