«Bitte, stellen Sie sich vor, was ist ein Kellner? Man erkennt ihn sofort, das sind die Herren, die schwarzgekleidet und doch nicht vornehm aussehen, trotz Fliege, gerader Haltung, souveränem Lächeln, erkennt man diese Gattung Mensch sofort als Diener, durch ständige Bereitschaft zu einem Bückling.
Und dann ist da natürlich diese Geschäftigkeit, dieses Hin- und Herlaufen von der Küche zu den Gästen und selten sind ihre Hände frei, Teller türmen sich auf ihren Unterarmen oder Tabletts rechts hochgehalten, der linke Arm angewinkelt, versteckt hinter dem Rücken, fast verschämt möchte man sagen, weil er nichts zu tun hat.
Sollte es einmal vorkommen, dass so ein Kellner für ein paar Sekunden tatsächlich alle Gäste befriedigt beim Essen hat, stolziert er mit geschäftiger, aber freundlicher Miene um die Tische herum, zeigt, dass er in jeder Sekunde bereit ist, die Wünsche der Gäste von den Augen abzulegen. So ein Mensch also ist ein Kellner.
Nun stellen Sie sich bitte weiter vor, die Gäste in irgendeiner fernen Zeit habe angefangen zu revoltieren. Nicht laut, nein, da wird nicht mit Messern gegen die Gläser geschlagen, oder Geschirr zerdeppert. Nein, lautlos geht diese Revolte vor sich. Die Herrschaften haben aufgehört zu essen.
Nun bitte stellen Sie sich unsere Kellner vor. Was für ein Zustand, frage ich Sie. In welcher Verwirrung und welchem Unglück befindet sich nun dieser Berufsstand?»
(Theater Winkelwiese)