Jeda der Soldat

von Paul Steinmann


Der Soldat Kurt-Jeda hat vor sieben Tagen, zusammen mit Korporal Boschung, den Auftrag erhalten, einen Wachtposten zu besetzen und von dort aus alle feindlichen Bewegungen und A-und C-Waffeneinsätze nach hinten zu melden.
Seit drei Tagen wartet Jeda nun schon auf die Ablösung. Er wartet allein, weil mittlerweile Korporal Boschung gestorben ist, aber Jeda will durchhalten, weil Zuhause eine Frau wartet, die sein Kind erwartet. Er schreibt Briefe an seine Frau. Mit sinnlosen Überlebensritualen versucht er die Zeit totzuschlagen. Jeda wäscht und rasiert sich oft, damit die Schutzmaske besser dichtet. Vorsichtig wie er ist, zieht er sie lieber einmal zu oft über. Jeda findet in seiner trostlosen Situation immer wieder Gründe nicht zu verzweifeln. Jeda findet ein Huhn, das einzige Lebewesen in seiner Nähe.
Sprache und Rituale verändern sich, während gleichzeitig sein Juckreiz schmerzhafter wird.

«Ein freches, mutiges Projekt, ein Kriegsstück, apokalyptische Sinnlosigkeit, schleichende Bedrohung, Wahnsinn am Ende der Welt. […] Man wird doch mehr und mehr gepackt von diesem Stück. Mark Wetter schafft es, die Spannung fein aber beständig zu steigern. Und er verleiht der abgedroschenen Frage nach Sinn und Unsinn von Militär und Krieg eine ganz persönliche, menschliche Komponente.»
27.10.86, Bündner Tagblatt