Mitten in der Nacht findet Gabriela einen Fremden in ihrem Bett. Er entpuppt sich als ihr Bruder Tom, den sie seit dreißig Jahren nicht mehr gesehen hat. Wie ist Tom in die Wohnung gelangt? Wieso hat ihre Tochter Maja ihn hereingelassen? Im Folgenden erleben wir in einer die Zeitebenen verschachtelnden Szenenabfolge, wie Tom in Gabrielas Leben eindringt. Auf der Straße trifft er Doris zum ersten Mal, die Tür zur Wohnung im einundzwanzigsten Stock wird ihm von der fünfzehnjährigen Maja geöffnet, Doris wird von Gabriela ins Wohnzimmer gebeten und Tom und Gabriela treffen sich schließlich in der Intimität des Schlafzimmers. Allmählich setzt sich das Mosaik zusammen. Tom ist mit achtzehn von zu Hause ausgezogen, er ließ Eltern zurück, die er angeblich nie für seine wirklichen Eltern gehalten hat, und er flüchtete vor seiner damals fünfzehnjährigen Schwester Gabriela, für die er heftige Gefühle hegte. Jahrzehnte später beendet die Finanzkrise seine Karriere als Banker und er macht sich auf die Suche nach seinen wirklichen Eltern. In der suchtkranken Doris, behauptet er, seine Mutter gefunden zu haben. Und nun ist er da, um Gabriela davon zu überzeugen, dass er nicht ihr Bruder ist und es keine Hindernisse mehr gibt für ihre Liebe.
Familie – Bindungen, Erwartungen, Vertrauen und Nähe, aber auch Trennungen, Täuschung, Misstrauen und Distanz – fesselnd beleuchtet Lorenz Langeneggers neues Stück diesen Themenkomplex und hält dabei vieles in der Schwebe.