Ein junges Paar träumt davon, nach Kanada zu gehen. Doch dann
erwartet es ein Kind, das wegen einer schweren Form von Trisomie
vielleicht nicht lebend geboren werden wird. Als das Kind zur Welt
kommt, lebt und «anders ist», halten die beiden an ihrem Traum fest. Mit
Frühling, so der Name des Jungen, begeben sie sich in die unbekannte
Ferne. In Québec empfängt sie Dany Daniel, der als freundlicher Tod
fortan den Takt bestimmt und die drei durch fünf Jahreszeiten geleitet.
Frühling wächst und entwickelt sich, steht im Mittelpunkt der Familie,
deren Angehörige um ihn und seine Eltern kreisen, achtsam und ängstlich,
stets um seinen baldigen Tod wissend. Und immer wieder sind da ausserdem
die Zuschreibungen selbst von Fremden, die das Anderssein des Kindes
erwähnen und mit erschaffen. Doch wer oder was kann «Normalität» für
sich beanspruchen? Und ist dieser Anspruch nicht ganz obsolet, wenn
nicht gar obszön?
In Drei sind wir führt Wolfram Höll seine Figuren und uns an
geheimnisvolle, manchmal unheimliche Orte, denen noch andere
Wirklichkeitssedimente innewohnen, in denen andere Zeiten aufscheinen
und vieles in der Schwebe bleibt. Zugleich besticht sein Stück durch die
äusserst genaue Sprache, die den Dingen auf den Grund geht. Beharrlich
und zärtlich kommt sie den Figuren nahe, zeigt sie in Momenten von
Innigkeit und Glück wie auch in ihrem Hadern und mit ihren Schwächen.
Und in ihrem Bemühen, in einer Situation des Erleidens und Entsetzens
weiterhin nach den eigenen Handlungsmöglichkeiten, nach dem Wagnis zu
suchen.