Drei sind wir

von Wolfram Höll

Ein junges Paar träumt davon, nach Kanada zu gehen. Doch dann erwartet es ein Kind, das wegen einer schweren Form von Trisomie vielleicht nicht lebend geboren werden wird. Als das Kind zur Welt kommt, lebt und «anders ist», halten die beiden an ihrem Traum fest. Mit Frühling, so der Name des Jungen, begeben sie sich in die unbekannte Ferne. In Québec empfängt sie Dany Daniel, der als freundlicher Tod fortan den Takt bestimmt und die drei durch fünf Jahreszeiten geleitet. Frühling wächst und entwickelt sich, steht im Mittelpunkt der Familie, deren Angehörige um ihn und seine Eltern kreisen, achtsam und ängstlich, stets um seinen baldigen Tod wissend. Und immer wieder sind da ausserdem die Zuschreibungen selbst von Fremden, die das Anderssein des Kindes erwähnen und mit erschaffen. Doch wer oder was kann «Normalität» für sich beanspruchen? Und ist dieser Anspruch nicht ganz obsolet, wenn nicht gar obszön?

In Drei sind wir führt Wolfram Höll seine Figuren und uns an geheimnisvolle, manchmal unheimliche Orte, denen noch andere Wirklichkeitssedimente innewohnen, in denen andere Zeiten aufscheinen und vieles in der Schwebe bleibt. Zugleich besticht sein Stück durch die äusserst genaue Sprache, die den Dingen auf den Grund geht. Beharrlich und zärtlich kommt sie den Figuren nahe, zeigt sie in Momenten von Innigkeit und Glück wie auch in ihrem Hadern und mit ihren Schwächen. Und in ihrem Bemühen, in einer Situation des Erleidens und Entsetzens weiterhin nach den eigenen Handlungsmöglichkeiten, nach dem Wagnis zu suchen.

Historie des Stücks

  • Schauspiel Leipzig Uraufführung Regie: Thirza Bruncken 2016