Die Vogelmacherin

von Paul Steinmann und Eveline Hasler

Ein elfjähriges Mädchen, ein eigenwilliges phantasievolles Kind, welches in einem abgelegenen Tal aufwächst, behauptet, es könne Vögel machen. 1652 wird es unter der Anklage der Hexerei aufgegriffen und nach einem qualvollen Prozess in Luzern hingerichtet. Bestraft wird das Vergehen, sich gottgleiche Kräfte angemasst zu haben. Doch hat die Obrigkeit mit Bedacht das elternlose Kind ausgewählt; das schwächste Glied einer Gemeinschaft aufrührerischer Bauern, die zur Räson gebracht werden soll.

Vögel und Kinder kosten nichts, sagte der Landvogt und was nichts kostet, wiegt nicht schwer, ist im Nu vom Wind verblasen: auf zehn Neugeborene müssen fünf das Leben lassen, aber kaum ist der kleine Sarg im Boden, wächst schon ein Neues im Bauch der Mutter nach. Vögel und Kinder, fügte er bei, gibt es im Überfluss, im Gedränge fallen sie aus Nestern und Betten, nicht umsonst nennt der Volksmund vögeln, was zum Kindersegen führt.