Die sieben Leben eines Sportskameraden

von Martin Bieri

«Sonntag, 15. Januar 1989. Ein Déjà-vu: Die Nummer 9 beflügelt und zügellos auf dem Weg zur Curva Sud, dumpf und stumpfsinnig. Unverfroren und frech, mit dem Finger zum Himmel zeigend. Spott und Bewusstlosigkeit. Das ist Paolo di Canio.» Der zu Gewaltexzessen neigende Spieler schlägt einen Schiedsrichter nieder, zeigt sich uneinsichtig und akzeptiert auch das folgende Urteil des Fussballverbands nicht. Aus seiner Bewunderung für Alessandra Mussolini und seinem Hang zu rechten Ideologien macht er kein Hehl. Obwohl das, wie auch der emporgestreckte Arm, mit dem er 2005 in faschistischer Tradition seine Fans in Rom grüsst, ihm immer wieder erhebliche Schwierigkeiten einträgt. Di Canio erscheint nicht im Stück. Aber sieben Figuren. Sie verkörpern das, was die sieben Leben des Paolo di Canio ausmachen, nämlich Haltungen und Konflikte, die dem eigentlichen Protagonisten zuzuschreiben sind. Es sind Konflikte, die den Fussball, wie wir ihn kennen, beschreiben und die ihn als eine martialische Ideologie unserer Gesellschaft kennzeichnen.

Historie des Stücks

  • Luzerner Theater Uraufführung Regie: Petra Lammers 2006