Wann beginnt Leben und wozu? Der Text von Katja Brunner nimmt uns mit auf eine Höllenfahrt in die Gebärmutter als «grausigem Ort», an dem der Schrecken und die Lust des Lebens ihren Anfang nehmen, steigt hinab ins Kellerverlies von der da unten (Ähnlichkeiten mit überlebenden Personen sind naheliegend) und überschreibt gegen jede herrschende Interpretationslogik andere überlieferte Opfergänge des weiblichen Geschlechts. Die zur Sprachlosigkeit Verdammten, allen voran Hermi, ein zerbeulter Hermaphrodit, bekommen mit der Sprache, im Sprechen, dem Erheben der Stimme ihre Existenzberechtigung zurück. Es ist eine OP am offenen Herzen einer Gesellschaft, deren strukturelle Macht, deren brutales Diktat der Normierung perverse Auswüchse in Kauf nimmt, andere versteckt, wegsperrt, unsichtbar werden lässt. Das sprachgewaltige Textkonvolut ist jedoch keine verbiesterte Anklage, sondern ein frivol-ironisches Kampftraining, subversive Gedankengymnastik für die Unbetrauerbaren, Nicht-Existenten unter uns. Auf der Strecke bleibt der «Universaldörfler».