Der Mann aus Oklahoma

von Lukas Linder

«Sucht. Nicht. Nach. Mir.» – so lauten die letzten, hastig dahin gekritzelten Worte, die Freds Vater seiner Familie auf dem Küchentisch hinterlässt, bevor er sich aus dem Staub macht. Traumatisch, könnte man meinen, und für den Jungen ist es das auch – doch nicht für die Mutter. Schnell ist ein Ersatz für den säumigen Ehemann gefunden, ein gewisser Ehrlicher, fitter Sportler und bekennender Erotomane. Zwar steigen durch dieses Vatersupplement Freds immer prekärer gewordenen Aussichten auf Versetzung in die nächste Klasse schlagartig, da Ehrlicher bei der Vortragsreihe «Vater – du Idol» Freds Lehrerin im Sturm erobert, doch für Fred kann Ehrlicher kein Ersatz des heiss verehrten, heiss vermissten und bald auch heiss gesuchten Vaters sein. Fred sucht den Vater in seinen Raymond Chandler-artigen Räuberpistolen, die er als Aufsätze im Deutschunterricht abgibt – gekleidet im Trenchcoat, mit Kippe und Kanone – genauso wie er dies im echten Leben tut. Und als er ihn eines Tages ganz zufällig und buchstäblich im Vorbeigehen hinter einem Fenster der pompösen Villa seines Altersgenossen Chris zu erkennen glaubt – doch nur kurz, denn schon ist sie wieder entschwunden, die flüchtige Vatervisage – nehmen die Ereignisse an Fahrt auf. Von nun an macht Fred auf der Suche nach dem verlorenen Vater ernst. Während Ehrlicher die Mutter mit der Lehrerin bei Wadenbeugen und Gin betrügt, kommt Fred bei seiner Suche nicht nur seiner Klassenkameradin Astrid näher und gewinnt einen echten Freund hinzu, nein: am Ende kommt er auch dem Geheimnis vom «Mann aus Oklahoma» auf die Spur...

Historie des Stücks

  • Schauspiel Leipzig Ruhrfestspiele Recklinghausen Uraufführung 2015