Der letzte Europäer

von Martina Clavadetscher

Frau Angst hat ihren Kontinent fest im Griff. Die Muttermaschinen laufen wie geschmiert, alles funktioniert wie immer, auch wenn draussen ein unsichtbarer Krieg tobt. Niemand bewegt sich und alle sind zufrieden, auch der letzte Europäer. Die Muttermaschine füttert ihn täglich mit den ewig gleichen Trugbildern. Damit die lästigen Träume verschwinden und nur die weichgespülten Erinnerungen übrigbleiben. Der Letzte hält eisern an den Routinen und seinem Müsli fest, spaziert durch die hübsch angelegten Wege seines symmetrischen Jardin des Étoiles. Alles scheint geordnet, alles bleibt harmonisch abgegrenzt.

Nur eine Hündin fühlt sich gelangweilt. Sie wünscht sich Chaos und Dreck zurück. Einen Unort, wo man sich gleichermassen Freund und Feind ist, wo man sich wieder spüren kann, vielleicht barbarisch, aber dafür real. Die Hündin fordert die Angst zu einer Wette heraus. Sie ist davon überzeugt, dieses eine Exemplar zum Ausbruch zu bewegen. Dazu begeben sich die Hündin und der letzte Europäer auf eine Reise, die keine ist.

Historie des Stücks

  • Theater Neumarkt Uraufführung Regie: Katharina Cromme 2017