Das Augenlid ist ein Muskel

von Alexander Stutz

Im Zentrum des Stückes steht Aaron. Aarons Trauma ist die sexuelle Misshandlung, welche er jeden Sonntag beim Familienbesuch, im Keller des Hauses der Großmutter, während der Kindheit bis zur Adoleszenz erlebte. Wie konnte passieren, was nicht hätte passieren dürfen, da doch die Eltern über alles Bescheid wissen mussten? Wie kann eine Sprache klar benennen, was durch familiäres Schweigen verschleiert wird? So beginnen Aarons Augen zu sprechen. Es meldet sich der Kaugummi während einer Busfahrt, als Aaron seinen Peiniger nach Jahren plötzlich wiederzusehen glaubt. Es macht sich der Kloß im Hals bemerkbar, und auch die Matratze schildert ihre Wahrnehmung des Geschehenen. Mitten in diesem Gewirr aus Stimmen: Aaron. Aaron, der versucht, die Sprachscherben zu einem sinnvollen Ganzen zusammenzufügen. Um selbst wieder ganz zu werden. Aaron mit einem Kanister, das schmelzende Familienfoto vor dem brennenden Haus…

Das Augenlid ist ein Muskel ist eine Reise durch das Geflecht der Sprache, die unser Ich als Summe des Erlebten, das wir permanent erinnern und neu zusammensetzen müssen, vorstellt. Ganz besonders dann, wenn es schmerzhaft ist. (Hartmann & Stauffacher Verlag)

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«Stutz' Text findet eine atemberaubend sprachliche Form für ein Thema, bei dem einem die Sprache immer wieder wegbleibt.» (Jury Autor:innentheatertage 2022)

Historie des Stücks