Bilal. Ein Leben und Sterben als Illegaler

von Peter Höner

Fabrizio Gatti, der „neue Wallraff des Journalismus“ (Le Nouvel Observateur), hat etwas Unerhörtes gewagt: Er ist vom Senegal über Mali nach Niger „gereist“. Seit die EU-Länder fast keine Asylsuchenden mehr aufnehmen, ist diese Route zur wichtigsten Verbindung nach Europa geworden – ein Millionengeschäft für moderne Menschenhändler und Einnahmequelle für Räuber, die die vorbeiziehenden Flüchtlinge überfallen. Als der Flüchtlingsstrom die libysche Grenze überschreitet, geht Gatti einen Schritt weiter: Er verwandelt sich in den Flüchtling Bilal und erlebt jetzt „von innen“, was es bedeutet, schutzlos zu sein. Zusammengepfercht auf klapprigen Lastwagen durchqueren sie unter unvorstellbaren Entbehrungen die Wüste, um endlich die libysche Küste zu erreichen. Bis hierher sind schon Dutzende verschwunden und gestorben. Und die wenigen, die nicht auf See ertrinken oder verdursten, erwartet in Sizilien das Auffanglager und die Abschiebung. Und trotzdem werden sie wiederkommen, solange sich am Elend in ihren Heimatländern nichts ändert …
Die Odyssee von Millionen afrikanischer Einwanderer berührt durch die eindringliche Schilderung der Einzelschicksale. Ein Namenloser, den Fabrizio Gatti für sein Buch interviewt hat, bringt es auf den Punkt: „Unsere einzige Chance auf Rettung besteht darin, dass ihr in Europa erfahrt, was hier geschieht.“ (Kiepenheuer theater&medien)

Historie des Stücks

  • Wilhelmshaven, Landesbühne Niedersachsen Nord UA 2012