Lea wird dreissig. Ausgerechnet. Kein Lebensplan und kein Kind in Sicht. Will sie denn überhaupt ankommen? Mutter werden? Werden wie Mutter? Noch immer nicht recht abgenabelt, obwohl sie jetzt im Ausland lebt. Micha versucht zu beschwichtigen, bald kommen Gäste, doch davor ruft die Mutter an. Die Ärzte haben da etwas entdeckt, könnte schlimm sein. „Sie weiß auch immer, wann sie anrufen muss.“ Lea fährt zurück zur Mutter. Und bleibt. Drei Wochen später fährt Micha nach. – „Endlich lerne ich Sie einmal kennen. Doris. Nennen Sie mich einfach Doris.“ Doris ist nett, sehr nett, kümmert sich gut um ihr Kind, kümmert sich gut um den Gast, freut sich, dass jetzt wieder solche da sind, um die man sich kümmern kann. – Ist sie denn nicht selber krank?
Auch noch nach drei Monaten kann Micha Lea nicht überreden in die Stadt zurück zu kommen. Leas Konzentration auf die Beziehung zu ihrer dominanten, übergriffigen, aber auch bedürftigen Mutter macht Micha zur Randfigur. „Wir sind immer bloss das eine: Mutter und Tochter. Da sind die Aufgaben verteilt. Ungleichmässig aber gerecht.“ Lea geht es nicht so gut. Lea möchte nach Hause. Lea weiß nicht, wo das ist. Lea hat Bauchschmerzen. Seit sie hier ist, ist sie nicht mehr sie selbst, selbst ihre Tage kriegt sie nicht mehr.
DORIS: Schwanger bist du. Eine Mutter sieht das. Es ist viel zu früh.
LEA: Ich bin nicht. Nein. Nur das Rührei, das mir nicht bekommt.
Lea kommt nicht zurück. Micha kommt mit ihr nicht zurecht. Aber die Mutter ist endlich wieder Mutter und nicht bloss Frau. Frau wie die Tochter, die wieder Kind sein darf. Zurück in die Bauchlage.
Zurück in den Mutterbauch. (Daniel Mezger)