Anna Blume hat Schmerzen. Chronisch. Teilweise so schlimm, dass sie in Ohnmacht fällt. Die Ärztin, die aussieht wie aus der kinderPinguí
Werbung, rät: Bisschen Wärme, bisschen joggen, bisschen Yoga.
Vielleicht auch einfach mal Mönchspfeffer? Anna weiß nicht, was sie
sagen soll. Die Praxisassistenz in rosa Fleece und weißen Crocs hält ihr
die Tür auf. <Wer ist als nächstes dran?>
Auf
der Suche nach Ärzt*innen, die ihren Schmerz ernst nehmen, folgen wir
Anna Blume auf ihrer Odyssee durch die von bürokratischen Absurditäten,
Vorurteilen, Zuschreibungen und neoliberalen
Selbstoptimierungsimperativen geprägten Praxisräume und
Wartezimmer. Während Anna von einem Psychiater im Hawaiihemd dann doch
lieber mal vorsichtshalber Antidepressiva verschrieben bekommt, macht
Pamela Reif gemeinsam mit Prinzessin Victoria im Wartezimmer vor, wie
der gesunde Körper im Einklang mit patriarchalem Erwartungsdruck
schwingen kann. Der müde Chor der auf orangenen Plastiksesseln wartenden
Frauen löst derweil das nächste Kreuzworträtsel. Ausruf des Schmerzes,
waagerecht, drei Buchstaben? Anna wird immer verzweifelter. Je länger
die Suche nach einer Behandlungsmöglichkeit und einer Erklärung für die
Schmerzen dauert, desto mehr stellt sie ihre eigene Wahrnehmung infrage.
Auch ihre Beziehung zu Robyn leidet zunehmend unter den Folgen der
Situation. Aus Mangel an Alternativen macht Anna trotzdem weiter, geht
von Praxis zu Praxis, erzählt immer wieder von vorne. So lange, bis sie
unter der zunehmend auch psychischen Belastung zu zerbrechen droht.
Mit
scharf sezierender Komik beleuchtet Leonie Lorena Wyss in „Apropos
Schmerz (Denken Sie an etwas Schönes)“ Abgründe, die sich im Kontext von
chronischer Krankheit in einem patriarchalen, zweigeschlechtlichen
Gesundheitssystem auftun und hinterfragt dabei die Verschränkung von
Medizin, Gender und Queerness. Warum wird der Schmerz von weiblich
gelesenen Person noch immer so häufig psychosomatisch erklärt? Wie
äußern sich heterosexuelle und cis-männliche Normen in Forschung und
Behandlung? Und: Wie wirkt sich diese Missachtung auf den Alltag und die
psychische Gesundheit von Betroffenen aus - hier ganz konkret im Falle
von Endometriose? „Apropos Schmerz (Denken Sie an etwas Schönes)“ ist
auf der Suche nach einer Antwort auf diese Fragen sowie nach einer
Sprache für den Schmerz, der sich doch eigentlich so sehr den Worten
entzieht.