Lukas Bärfuss’ neuestes Stück umfasst, wie es im Untertitel des Werkes heisst, «vollständige Fragmente einer unvollständigen Stadt». In tatsächlich bruchstückhaften Szenen und tiefenwirksamen Bildern seziert es das dem Menschen Unbewusste. Zwei junge Herren haben sich als Probanden für einen altruistischen Labortest zur Verfügung gestellt. Es gilt, die Bedeutung selbstloser Gewalt für menschliche Gesellschaftsformen zu erforschen. Wem es gelingt, seinem Gegenüber zu vertrauen, eröffnet beiden Testteilnehmern die Möglichkeit, gemeinsam als Gewinner und vor allem mit einer Stange Geld aus dem Experiment hervorzugehen. Wie Bärfuss hier die Unausweichlichkeit des menschlichen Versagens und die Sollbruchstellen des modernen Menschen schildert, ist einzigartig. Einer Frau steht im Wald ein wildes Tier gegenüber; es sieht ihr direkt in die Seele, doch da, wo sie sich selbst vermutete, ist nichts. Ihr Ehemann befindet sich derweil in anderen Nöten: die Ehre, eine international gefeierte Koryphäe der Hirnphysiolog ie in seiner Forschungsabteilung empfangen zu dürfen, stürzt den guten Mann in Komplikationen vom Ausmass eines Woody Allen-Films. (Hartmann & Stauffacher)