C ist einsam. Seine Frau ist gestorben, aber danach fragt niemand. Die einzige Verbindung zur Welt ist sein Telefon, und damit will er «zum Erdkern vordringen». Dafür wählt C die Hotline-Nummern aus Spam-Mails. Am anderen Ende heben Ulrichs, Angelikas, Walters ab: gebrochenes Deutsch, unterschiedliche Akzente, der immer gleiche Gesprächsleitfaden. Die Callcenter-Mitarbeiter*innen sitzen in Grossraumbüros im Ausland und geben vor, für Microsoft, das Steueramt oder für C ́s Stromanbieter zu agieren. Er durchschaut ihre Masche und entschlüsselt die Taktik hinter dem Fragenkatalog der Abzocker. Doch ist für ihn das Leiden an der Vorspiegelung falscher Tatsachen längst zu einem globalen, einem existentiellen Schmerz geworden. Sein erklärtes Ziel wird zur obsessiven Mission: den Hotline-Zombies das Roboterdasein austreiben. Er nennt es «Zwangsmenschwerdung». Dabei wünscht er sich nichts sehnlicher, als dass ihn jemand bei seinem Namen nennt.
Flüstern in stehenden Zügen ist ein Stück über die emotionale Vereinsamung in einer informationsgefluteten Welt, in welcher alle miteinander vernetzt sind, aber zwischenmenschliche Annäherungen auf der Strecke bleiben. Clemens J. Setz rückt in seinem Stück mit sprachlichem Feinsinn seine Figur in einen skurrilen Realismus und zeichnet ein Porträt der Vereinzelung, das humorvoll die Absurdität der Globalisierung offenlegt.
Pressestimmen:
Deborah von Wartburg, kulturtipp 20/2024
Thierry Frochaux, P.S. 27.09.24
Interview mit Martin Butzke, Der Landbote 01.10.24
- Mit
- Martin Butzke
- Autor
- Clemens J. Setz
- Regie
- Johanna Zielinski
- Dramaturgie
- Zoé Kilchenmann
- Ausstattung
- Thurid Goertz
- Sound
- Philipp Wiechert
Aufführungsrechte Suhrkamp Theater Verlag.
Eine Produktion des Kellertheater Winterthur.
Unterstützt durch Fachstelle Kultur Kanton Zürich, Johannes Jacob Rieter-Stiftung, Walter Haefner Stiftung, Ernst Göhner Stiftung, SIS Schweizerische Interpretenstiftung und Jürg George Bürki-Stiftung.
Dauer ca. 75 Minuten ohne Pause.